Sport gegen Gewalt
... Intoleranz und Fremden-Feindlichkeit
Das Projekt „Sport gegen Gewalt“ ist seit 1994 in unterschiedlichen personellen Konstellationen umgesetzt worden. Die Mitarbeiter/Innen waren und sind an verschiedenen Orten im Nachmittagsbereich mit Kinder- und Jugendgruppen im Alter von 10 bis 18 Jahren beschäftigt.
Die Vernetzung funktioniert über gute Kooperationen im Schwerpunkt mit dem Jugendzentrum, dem Heider SV, der St.-Georg-Schule sowie dem Kreissportverband, der Jugendhilfe und der Stadt Heide. Eingebunden ist das Projekt auch im Arbeitskreis Jugendkriminalität der Polizei. Der organisatorische Rahmen wird zudem wesentlich durch den Landessportverband (LSV) gefüllt.
Während offene Sportangebote im Fußball weiterhin einen hohen Stellenwert besitzen, sind künftig zusätzliche Ideen gefragt, um junge Menschen besser zu unterstützen. Dabei spielt der Migrationshintergrund von Teilnehmer*innen eine immer bedeutendere Rolle. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche, unabhängig der Herkunft, zu stärken und in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern.
Heide beherbergt aktuell Menschen aus mehr als 50 Ländern. Viele Kinder erhalten über die Schule und das Jugendzentrum einen Bezug zum Sport und hier besonders zum Fußball. Das zeigt sich in der Zusammensetzung unserer Gruppen sowie beim Heider SV, der bei der sportlichen Integration von Heranwachsenden schon über lange Zeit Vorbildliches leistet. Aber: Vielen Migranten bleibt der Weg in den Sport verwehrt. Das hat unterschiedliche Ursachen, sei es der Mangel an Informationen, mögliche Sprachschwierigkeiten oder Unsicherheit im Umgang mit Regeln und Normen.
Um die Situation zu verbessern, soll der Austausch von Informationen intensiviert und die Vernetzung mit den einzelnen Kooperationspartnern ausgebaut werden. Auch Ideen für gemeinschaftsstiftende Erlebnisausflüge, die Durchführung von Freizeitfahrten, etwa den Besuch von Schwimmbädern, einem Minigolfplatz oder nahegelegenen Kultureinrichtungen könnten die Integration und den Zusammenhalt fördern.
Ansprechperson
Ulrich Seehausen
Koordinierungsstelle Sport gegen Gewalt des KSV Dithmarschen
0151/18804373
ulrich.seehausent-onlinede
Aktuelles/Termine
Der Kreissportverband Dithmarschen bietet dieses Projekt bereits seit 1994 unter der Leitung von Ulrich Seehausen für Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 10 Jahren an:
Dienstags, 16:00 – 17:30 Uhr: HSV Sportplatz,
Meldorfer Str. 38, 25746 Heide
Donnerstags, 16:00 – 17:30 Uhr: HSV Sportplatz,
Meldorfer Str. 38, 25746 Heide
Über das Projekt
Mit "Sport gegen Gewalt" für eine bessere Integration
Heide seit 1994 stetiger Projekt-Standort
Leichtfüßig strebt Jason auf das Tor zu. Natürlich soll das Runde ins Eckige. Mit einem Vorsprung von zwei Treffern wäre das Spiel so gut wie auf der sicheren Seite. Doch die Grätsche von Malak, dem Kopftuch-Mädel mit Schneid, macht alles zunichte. „Yeah, ich habe das Tor verhindert“, freut sich die 13-Jährige. Und das so laut, bis es auch der Letzte in der Halle mitbekommen hat. Die junge Afghanin hat es drauf: Sie besitzt als letzte Instanz ihres Team den Blick für die Situation, verteidigt wie ein Profi und wagt auch schon mal den Weg über die Mittellinie.
Die funkelnden Augen verraten, dass es ihr beim Fußballnachmittag des Projekts „Sport gegen Gewalt, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit“ gefällt. Wie kann man Kinder mit und ohne Migrationshintergrund nach einem langen Schultag noch motivieren und sie sinnvoll beschäftigen? „Das geht mit Fußball“, ist Ulrich Seehausen überzeugt.
Dieser Gedanke überkam den Heider 1994, als er auf einem Spielplatz mit kurdischen, libanesischen, deutschen und Jungs aus der ehemaligen Sowjetunion kickte. Eine Idee war geboren, die sich bald durch Schulen, Vereine und Jugendtreffpunkte der Dithmarscher Kreisstadt zog. Das ist jetzt mehr als ein Vierteljahrhundert her.
Der Westküsten-Kreis gehört von Beginn an zu den Standorten im Land, die die Initiative für eine bessere Integration mit Leben füllt. Das Konzept des Landessportverbandes verfolgt das Ziel, deutsche Jugendliche und solche aus Einwandererfamilien zusammen zu bringen. Die Aktion will ein Zeichen gegen die wieder aufkeimende Gewaltbereitschaft setzen und den Gedanken der Integration und Verständigung fördern. „Sport gegen Gewalt“ hat sich rasch vernetzt und somit zügig etabliert. Partner sind Organisationen und Institutionen, die hauptamtlich mit jungen Menschen zu tun haben. „Wir kooperieren über kurze Wege mit vielen Partnern. In Heide funktioniert das sehr gut. Fußball genießt in der Stadt seit jeher einen guten Ruf und so hat „Sport gegen Gewalt“ schnell eine Akzeptanz gefunden“, betont Ulrich Seehausen.
Ein wichtiger Mitstreiter ist das Jugendzentrum (JuZe). „Alle reden von Integration und davon, wie unterschiedliche Kulturen zusammenleben können. Wir machen es“, sagt Jan Michel Schrader. Der Erzieher leitet in Heide das Haus der Jugend, wo Heranwachsende unterschiedlicher Nationalitäten ihre Freizeit verbringen. „Wenn ich ‚Fußball’ sage und den Ball einpacke, springen sie auf und folgen mir in die Halle, denn ‚Sport gegen Gewalt’ will niemand verpassen“, erzählt er. Die Betreuer wissen: Siege bringen voran und stärken das Selbstbewusstsein, aber bitte nur auf sportliche Art. „Und wichtig ist stets der Respekt vor dem Gegner, egal wie er heißt und wo er herkommt. Nur wenn es ohne Ärger abgeht, bringt Fußball richtig Spaß.“
Das Fußballangebot, das während der Schul- und Ferienzeit jeden Montag ab 16 Uhr für Kinder im Alter von 14 bis 16 Jahren in der Heider Helmut-Lanzke-Halle stattfindet, und ebendort mittwochs ab 16.30 Uhr für 10 bis 14-Jährige sowie donnerstags zugunsten junger Erwachsener wird gerne angenommen. Im Schnitt erscheinen bis zu 20 Spieler. Die meisten Teilnehmer gehören keinem Sportverein an. Nicht immer geht das Miteinander aggressionsfrei über die Bühne. Mobbing ist gerade unter Kindern und Jugendliche ein Thema. Doch davon lassen sich Seehausen und Schrader nicht beirren.
„Das zeigt ja gerade, wie notwendig ‚Sport gegen Gewalt’ ist“, betont Jan Michel Schrader. „Wir wollen Regeln und positive Werte zu vermitteln. Sie sollen gerne ihre Möglichkeiten austesten, aber auch Grenzen erfahren. Respekt und Teambuilding stehen obenan. Das ist im Sport so wie im täglichen Leben“, weiß Schrader, der einst selbst aktiver Spieler in einem Norderdithmarscher Verein war.
Fairplay lautet die Philosophie von „Sport gegen Gewalt“ – und vor allem ein tolerantes Miteinander. „Andere im Spiel oder außerhalb zu beleidigen, zu treten oder zu schlagen, gibt es nicht. Wer die Gemeinschaft sprengt und Stress zum Nachteil Anderer verursacht, bekommt Sanktionen zu spüren“, erklärt Ulrich Seehausen. Die können von einem einwöchigen, aber auch längeren Ausschluss sein.
Verständigungsprobleme gibt es keine, weil fast alle Einwandererkinder in Dithmarschen zur Welt kamen und des Deutschen mächtig sind. Flüchtlingskinder nehmen im Moment in geringer Zahl teil. „Kein anderes Medium erreicht so viele Jugendliche wie Fußball. Hier erfahren sie persönliche Wertschätzung und genießen Erfolge. Umgekehrt lernen sie, mit Niederlagen zu ertragen. Offene Sportangebote stärken die Persönlichkeit“, betonen die sportlichen Sozialarbeiter. Nebenbei ist auch der gesundheitliche Aspekt nicht zu vernachlässigen: Spiel und Training fördern den Abbau überschüssiger Energien und sorgen, das ist medizinisch erwiesen, für ein besseres Wohlbefinden.
Ulrich Seehausen